Die Ahrend-Orgel in Oldersum 2004

Kleine Entstehungsgeschichte


Dieses Bild zeigt die Oldersumer Ahrend-Orgel nach dem erstmaligen kompletten Aufbau, im Orgelbausaal der Fa. Ahrend.

Die bis zum Sommer 2004 genutzte Schuke-Orgel war ursprünglich nicht für die Oldersumer Kirche konzipiert worden, sondern für die viel größere Kirche in Eilsum. Die beschränkte Registeranzahl ließ ein abwechslungsreiches Literaturspiel mit unterschiedlichen Klangfarben kaum zu und färbende Aliquotstimmen fehlten ganz. Die harte und scharfe Intonation und die starre Windversorgung bewirkten einen unbeseelten und kalten Klang. Auch architektonisch passte das Gehäuse nicht in unsere Kirche. Schleierbretter als Verzierungen über den sichtbaren Pfeifen hatten die Orgelbauer nicht vorgesehen.

So entstand der Wunsch nach einer neuen Orgel. Vor ungefähr 15 Jahren wurden die Pläne konkreter, als der Kirchengemeinde eine größere Erbschaft in Aussicht gestellt wurde. Durch die Empfehlung des damaligen Leiters der Ahrendschen Werkstatt, des gebürtigen Oldersumers Hermann Schmidt, wurde ein Kostenvoranschlag von Jürgen Ahrend eingeholt und in den Gremien diskutiert. Schon bald wurde ein Vertrag unterzeichnet und auch eine erste Anzahlung geleistet. Eine etwas größere zweimanualige Orgel mit mitteldeutschen Attributen schien machbar zu sein. Doch leider wurde die Erbschaftszusage zurückgenommen und zu allem Unglück stand eine größere Reparatur des Ulrich-van-Dornum-Hauses an. Der Vertrag mit Jürgen Ahrend musste ausgesetzt werden. Lange Jahre vergingen.

Es wurde mittlerweile sogar erwogen, die bestehende Schuke-Orgel von Jürgen Ahrend umbauen zu lassen und entsprechende Pläne wurden von ihm ausgearbeitet. Schließlich wollte Herr Ahrend aber dann doch lieber eine neue Orgel bauen und ein neues Konzept wurde beraten. Das neue Instrument sollte jetzt einmanualig werden und ein kleineres Pedalwerk bekommen, mit der Option, es zu einem späteren Zeitpunkt durch ein fünf-siebenregistriges Brustwerk erweitern zu können. Insgesamt 10 Register waren geplant. In einem neuen Kostenvoranschlag kam uns Herr Ahrend mit dem Preis sehr entgegen. Schließlich waren auch schon erhebliche Spendengelder zusammen gekommen und es gab Zuschüsse von der Landeskirche und von einigen Stiftungen. Im August 2003 wurde in der Orgelbauwerkstatt der endgültige Vertrag im Rahmen einer kleinen Feierstunde unterzeichnet (siehe Bild unten). Auch durch die Großzügigkeit von Jürgen Ahrend konnten drei zusätzliche Register eingeplant werden. Im Frühjahr 2004 begannen die Orgelbauer mit dem Bau der Orgel, im November 2004 wurde sie vollendet. Anfang Dezember war es dann soweit: Das neue Instrument konnte in die Oldersumer Kirche eingebaut und durch Hendrik Ahrend intoniert werden. Am 4. Advent 2004 fand die Einweihung der Orgel im Rahmen eines Festgottesdienstes statt.


v.l. stehend: Ruth Ahrend, Hendrik Ahrend (Orgelbau Ahrend), Wilke Sluiter, Claus van Hoorn, Erika Lüer, Geerd Dannen, Frederike Repp, Jakob Janshen (alle Kirchenrat Oldersum), Albert Kretzmer (Organist),
sitzend: Jürgen Ahrend und Pastor Jan-Lübbert Billker

Unsere neue Orgel besitzt 10 Register im Hauptwerk und 3 Register im Pedalwerk. Neben dem Prinzipalchor mit der strahlenden Mixtur als Klangkrone gibt es einen wunderschönen Flötenchor (Hohlflöte 8´, Rohrflöte 4´ und Waldflöte 2´) und zwei "schnarrende" Zungenregister (Dulcian 8´, Trompetenbass 8´). Auch ein Lieblingsregister von Johann Sebastian Bach findet sich in unserer Orgel - die Viol di gamba 8´, eine streichende Stimme, deren Klang an ein Streichinstrument gleichen Namens erinnert.

Die Sesquialtera 2-fach ist eine sogenannte gemischte Stimme, die eine zusätzliche intensive Färbung des Klanges ergibt. Dieses Register und der Dulcian 8` haben geteilte Schleifen. Dies ist für die Begleitung des Gemeindegesangs sehr wichtig, weil die Melodie ganz klar und deutlich mit der rechten Hand als Solostimme geführt werden kann. Die Register lassen sich in den vielfältigsten Klangmöglichkeiten kombinieren. Gestimmt ist das Instrument in einer modifiziert mitteltönigen Temperatur. Ein großer Teil der älteren Orgelliteratur lässt sich auf unserer Orgel spielen. Außerdem gibt es noch Nebenregister, den Vogelgesang und den Tremulanten, der den Klang zum Beben bringt. Hinter den Türen mit den stummen Pfeifen verbirgt sich das Brustwerk.

Als Geschenk an die Kirchengemeinde begann der ehemalige Leiter der Ahrendschen Werkstatt Hermann Schmidt im Herbst 2007 mit dem Bau der Windlade des Brustwerks und des Registers Holzgedackt 8´. Im Juni 2008 konnten durch die Mitarbeiter der Werkstatt das zweite Manual und die Windlade des Brustwerks mit den Registern Holzgedackt 8´ und Holzflöte 4´ in die Orgel eingebaut werden. Im August 2008 wurden die neuen Klangmöglichkeiten der Gemeinde in einem feierlichen Orgelkonzert vorgestellt. Kirchenmusikdirektor Winfried Dahlke spielte Werke von Speuy, van Noordt, Scheidt u.a.

Zwei weitere Register des Brustwerks, Nasat 2 2/3 und Oktave 2´, wurden im Laufe des Jahres 2011 fertiggestellt. 2012 konnte die Orgel mit dem Einbau und Intonation des Krummhorn 8´ vollendet werden.

Disposition

Hauptwerk: CD – e´´´

Principal 8´
Hohlflöte 8´
Viol di gamba 8´
Octave 4´
Rohrflöte 4´
Octave 2´
Waldflöte 2´
Sesquialtera 2-fach Bass/ Diskant
Mixtur 4-fach
Dulcian 8´ Bass/ Diskant

Brustwerk: CD – e´´´

Holzgedackt 8´
Holzflöte 4´
Nasat 2 2/3´
Octave 2´
Krummhorn 8´ Bass / Diskant

Pedal: CD – d´

Subbass 16´
Trompetenbass 8´
Octavbass 4´

Pedalkoppel: Hauptwerk-Pedal
Tremulant
Vogelgesang
Verrichtung zur Veränderung der Schleifenteilung (c´/cis´)
Schleifladen
Mechanische Traktur
Stimmung: a´ 440 Hz, Temperatur: modifiziert mitteltönig

Das Gehäuse und die gesamte Innenkonstruktion sind aus Eichenholz.

Albert Kretzmer

Stand 2010