Latein -> Geschichts-Materialien -> Karthago

Karthago

Inhaltsverzeichnis

  1. Zum 1. Punischen Krieg (264-241)
  2. Zum 2. Punischen Krieg (218-201)
  3. Zum 3. Punischen Krieg (149-146)

Zum 1. Punischen Krieg (264-241)

„Der erste Krieg mit Karthago entzündete sich an den Händeln mit den kampanischen Söldnern oskischer Herkunft, die, nach dem Tode des syrakusanischen Herrschers Agathokles brotlos geworden, sich der Stadt Messana (Messina) bemächtigt hatten. Diese … Söldner … waren 269 von Hieron II., dem Herrscher und dann König von Syrakus, … geschlagen worden und riefen nun zunächst die Karthager zu Hilfe. Nachdem sie die erbetene karthagische Besatzung gegen den Willen der karthagischen Heeresleitung wieder zum Abzug gedrängt hatten und daraufhin auch von den Karthagern belagert wurden, baten sie, die nun von Karthagern und Syrakusanern zugleich bedrängt wurden, die Römer um Unterstützung … Es mochte die Konsuln und Soldaten die Aussicht auf Ruhm und leichte Beute im reichen Sizilien in den Krieg geführt haben, und die Masse der Senatoren mochte in diesem Konflikt mit Syrakus eine begrenzte militärische Unternehmung sehen … Hieron wurde schnell besiegt, und er schloß darauf auch Frieden mit den Römern. Die Karthager aber ließen sich nicht zu einer Regelung herbei, sondern mit ihnen entbrannte nun ein mehr als zwanzig Jahre währender Kampf, der beide kriegführenden Mächte an den Rand der Erschöpfung brachte.“ [1]

Zum 2. Punischen Krieg (218-201)

Die folgende Grafik zeigt Hannibals Weg nach Italien und die Stätten der wichtigsten Schlachten: [2]

Hannibals Marsch

„Für die Karthager war es nach dem verlorenen Krieg lebenswichtig, sich neue Handelsräume zu öffnen und vor allem auch – das hatte der nur mühsam niedergeschlagene Söldneraufstand <nachdem sie von Sizilien nach Afrika zurückgekehrt waren> gezeigt – für das Heer und seine Führung, die nicht in den Staat zu integrieren waren, ein neues Betätigungsfeld zu suchen. Der auf Sizilien so erfolgreiche Hamilkar Barkas begann denn auch als offizieller karthagischer Stratege seit 237 die Pyrenäen-Halbinsel zu unterwerfen … Nach seinem Tode (229/228) setzte sein Schwiegersohn Hasdrubal das begonnene Werk vor allem durch den Einsatz diplomatischer Mittel fort … Im Jahre 226 handelte schließlich eine römische Gesandtschaft mit Hasdrubal eine Demarkationslinie aus, über die der karthagische Bereich nicht hinausgehen sollte; in einem förmlichen Vertrag setzte man als Grenzlinie des Einflusses den Ebro fest (Ebro-Vertrag). … Nach dem Tode Hasdrubals (221) wurde der 25jährige Sohn, Hannibal, dessen Nachfolger. Hannibal setzte die kriegerischen Operationen seines Vaters energisch fort, eroberte weite Gebiete Innerspaniens und bemächtigte sich nach achtmonatiger Belagerung im November 219 auch der Hafenstadt Saguntum, die ca. 150 km südlich der Ebro-Mündung lag, jedoch schon aus der Zeit vor dem Ebro-Vertrag mit Rom (wohl ohne förmlichen Vertrag) verbündet war. Später haben die Römer die Eroberung Sagunts als Kriegsgrund hingestellt, und es hätten also die Römer danach um eines kleinen Bundesgenossen willen diesen ihren größten Krieg als einen ,gerechten Krieg‘ (bellum iustum) begonnen. Tatsächlich aber reagierten die Römer, wie die Chronologie der Ereignisse zeigt, auf die Bestürmung und Einnahme Sagunts zumindest militärisch überhaupt nicht. Erst als Hannibal im nächsten Frühjahr den Ebro überschritt und mit der Eroberung des Gebietes zwischen Ebro und Pyrenäen begann, wurden sie aktiv. Als eine römische Gesandtschaft in Karthago die Auslieferung Hannibals verlangte und die Karthager dieses Ansinnen ablehnten, sie also das Verhalten Hannibals im Prinzip guthießen, erklärten die Römer den Karthagern den Krieg. Die Römer haben diesen ihren größten und für die weitere Geschichte der Mittelmeerwelt folgenreichsten Krieg demnach nicht als Angegriffene begonnen. Denn trotz der offensichtlichen Verletzung des Ebro-Vertrages dienten die Operationen Hannibals nicht einem Angriff auf Rom, sondern der Arrondierung der karthagischen Herrschaft in Spanien und – das berührte allerdings die Römer – einer Stärkung Karthagos nach dem Verlust seiner sizilianischen Besitzungen. Die Römer eröffneten den Krieg auch nicht um des bloßen Vertragsbruchs willen, sondern wegen der aus ihm resultierenden Gefahren: Der Zweite Punische Krieg war die Konsequenz eines nüchternen politischen Kalküls der Römer.“ [3]

Zum 3. Punischen Krieg (149-146)

„Noch irrationaler als hier <in Griechenland> handelten die Römer gegenüber Karthago. Diese Stadt wurde seit dem Zweiten Punischen Krieg von dem König Massinissa drangsaliert, der das karthagische Gebiet Stück um Stück an sich riß und sich so allmählich ein numidisches Großreich zusammenraubte; bei Beschwerden gaben die Römer Massinissa stets recht. In der Mitte des Jahrhunderts scheinen die römischen Senatoren in ihrer wachsenden Unsicherheit gegenüber den besiegten und gedemütigten Staaten Karthago als einen möglichen Kristallisationspunkt künftigen Widerstandes angesehen zu haben … [4] Nachdem die Konsuln in einer beispiellos perfiden Art, ohne Rücksicht auf Völkerrecht und auf Treu und Glauben, die Karthager, die zur Aufrechterhaltung des Friedens zu allem bereit gewesen waren, entwaffnet hatten, forderten sie sie auf, ihre Stadt zu verlassen. Die so in die Enge getriebenen Karthager waren zur Aufgabe ihrer Stadt nicht bereit und wehrten sich drei Jahre hindurch mutig, ehe P. Cornelius Scipio Aemilianus sie durch ein enges Belagerungssystem zernierte und dann schließlich die Stadt stürmte und niederbrannte. Über die zerstörte und verlassene Stadt wurde der Pflug gezogen zum Zeichen, daß hier nie wieder eine Stadt entstehen sollte; die überlebende Bevölkerung wurde versklavt …“ [5]

Anmerkungen

1) Jochen Bleicken „Geschichte der Römischen Republik“, 2. Aufl., München 1982, S. 44-45
[Zurück zum Text]
2) Diese Grafik entstammt den – mittlerweile veränderten – Seiten der Gemeinde Tuoro sul Trasimeno.
[Zurück zum Text]
3) Jochen Bleicken, a. a. O., S. 47-48
[Zurück zum Text]
4) Die Cato dem Älteren zugeschriebene, häufig zitierte Wendung Ceterum censeo Carthaginem esse delendam ("Im Übrigen meine ich, dass Karthago zerstört werden muss“) ist in ihrer lateinischen Fassung „in der Antike nicht belegt; ihre – mittelalterliche oder neuzeitliche – Quelle ist nicht nachgewiesen" (Klaus Bartels „Veni. Vidi. Vici. Geflügelte Worte aus dem Griechischen und Lateinischen", Zürich/München 1989, S. 53).

Tatsächlich berichtet Plutarch, Cato habe seine Beiträge im römischen Senat jedesmal mit der Bemerkung beschlossen, dass er der Ansicht sei, Karthago solle nicht mehr existieren (siehe Bartels, a. a. O.).
[Zurück zum Text]
5) Jochen Bleicken, a. a. O., S. 58
[Zurück zum Text]

URI dieser Seite: <http://www.ewetel.net/~martin.bode/Karthago.htm>, zuletzt geändert: 10.07.03

counter