Unsere Fechtabteilung ist „klein aber fein“, und so wollen wir weiterhin unseren Sport als Lebenselixier in der Stadt Wilhelmshaven präsentieren.
Mit Stolz blicken wir auf eine lange Tradition zurück, und der Sportverein WSC Frisia leistet sich als einziger Verein eine „luxuriöse“ Fechtabteilung, die auf Landes-, Bundes- und internationaler Ebene die Interessen ihres Vereins und der Stadt Wilhelmshaven erfolgreich vertritt.
All das motiviert uns jedes Jahr aufs Neue.
In der WZ habe ich aufmerksam den Weihnachtsgruß des Vorsitzenden des Stadtsportbundes gelesen, der unter dem Motto steht: „Leitlinien sind kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit“.
Ich glaube aber kaum, dass der Stadtsportbund für die Randsportarten, zu denen wir nun einmal zählen, großes Interesse aufbringt. Sie haben nun einmal statistisch gesehen ihre Daseinsberechtigung. Nicht mehr und nicht weniger.
In unserer Sportart können wir unseren Betrieb nur am Laufen halten, wenn wir uneigennützig mit 100% Engagement dabei sind. Starten wir doch eine Kampagne:„Wie helfen wir uns gegenseitig, um der Jugend eine Perspektive zu geben“. Das wäre doch für die Funktionäre eine „uneigennützig“ großartige Herausforderung mit „Leitlinien ohne Luxus. Es gibt in Vereinen Projektgruppen, die das große Potenzial zur Mitarbeit von Jugendlichen belegen. Hier sind die Vereinsvorstände bzw. Trainer/-innen als zentrale Ansprechpartner gefragt.
Erfreulicherweise hat in diesem Jahr unsere Jugendabteilung erheblichen Zuwachs bekommen, so dass wir prozentual gesehen eine gute Bilanz vorweisen können.
Das Experiment, Kinder beginnend im Alter von 6 Jahren aufzunehmen, hat sich bewährt. Sie sind mit Begeisterung dabei und werden optimal betreut von meinen Assistenten Stefan, Jakob und Viktor. Für ihre tatkräftige Mitarbeit, die mit der „Rasselbande“ nicht immer einfach ist, möchte ich mich bei ihnen bedanken. Schade ist einfach, dass auch in einer Zeit der Veränderung von Weltanschauungen mit Auswirkung auf Meinungen und Regeln, momentan in unserer Sparte doch überwiegend das männliche Geschlecht vertreten ist.
Männer sind vermeintlich immer noch das „starke“ Geschlecht, Frauen das schwache. Soll heißen: Männer weinen nicht, können alles und haben viele Muskeln. Jeder, der sich schon mal mit seinem kleinen Bruder gestritten hat, weiß, dass Punkt eins nicht stimmen kann. Aber sind denn Frauen immer nur sanft, nah am Wasser gebaut und handwerklich unbegabt? Es wird ihnen zwar nachgesagt, aber jeder der das genauer hinterfragt, wird feststellen, dass die Wahrheit wohl eher in der Mitte liegt. Es kann jeder mithelfen, Grenzen zu durchbrechen, indem er oder sie einfach den Sport wählt, der den meisten Spaß macht, und sich von keinem etwas anderes einreden lässt.
Also Mädchen und Frauen traut euch im Fechten die Männerdomäne aufzubrechen.
Deshalb bereitet mir auch die Altersstruktur in unserer Sparte, denn es gibt keine älteren Fechter im Aktiven- und Seniorenbereich mehr. Die Junioren bleiben uns nicht erhalten, da sie nach dem Abitur die Stadt verlassen und ein Studium aufnehmen. So mussten wir uns schweren Herzens von Caja Mikstas und Eske Schöll verabschieden. Sie bleiben wenigstens über die passive Mitgliedschaft dem Verein erhalten. Hier gratulieren wir ihnen zum bestandenen Abitur. Mit Wehmut haben wir uns von Caja getrennt, denn sie war einige Jahre erfolgreich als Übungsleiterin in der Jugendarbeit tätig. Sie hat der Jugend mit ihrer Persönlichkeit in Bezug auf Respekt, Disziplin und Einfühlungsvermögen den Weg gezeigt. Für die geleistete Arbeit danke ich ihr. Caroline und Katharina vermissen sie sehr!
Sehr erfreulich ist das Feedback zur geleisteten Arbeit der Eltern bei der Mithilfe in der Turnierausrichtung. Ich möchte mich für die gute Zusammenarbeit bei allen bedanken. Thomas Blöcker, Vater des Fechters Nils, war uns wieder eine wertvolle Hilfe bei den Waffenreparaturen und dem Erhalt der Funktionsfähigkeit der vereinseigenen Ausrüstungsgegenstände. Nur wer selbst einmal eine Reparatur übernommen hat, weiß die Arbeit zu schätzen. Vielleicht bekommen wir es in der Zukunft hin, dass jeder Fechter( mit seinem Vater) sich für die Technik seines Sportgerätes und den Funktionserhalt interessiert. Ohne Thomas Blöcker würde unser Trainingbetrieb ein „Fechtchaos“ sein. Wir sind ihm zu Dank verpflichtet.
Viele Kilometer haben wir wieder in diesem Jahr zurückgelegt. Der vereinseigene Bus hat uns zum Glück mit den Fahrern sicher von den Turnieren nach Hause gebracht. Einige Turniere waren so spektakulär, dass ich sie mit Begeisterung noch einmal Revue passieren lassen möchte:
Das Internationale Deutsche Turnfest 2009 wurde in Frankfurt am Main ausgetragen. Die
Eröffnungsfeier mit Wassershow, Feuerwerk, Laserkanonen und Ballonstarts über dem Main besuchten etwa 350.000 Menschen. Es war in der Festwoche die größte Breitensportver-
anstaltung der Welt.
Begeistert gewesen sei der Deutsche Turner-Bund als Veranstalter von der rund 1 Million teuren Eröffnungsfeier, die von der Stadt ausgerichtet wurde. Dieses Ereignis zog auch sieben Frisianer in ihren Bann, zumal einige von ihnen das gigantische Fest, das alle vier Jahre ausgerichtet wird, zum ersten Mal verfolgen konnten. Im Rahmen von 6.500 aktiven Sportlern waren fünf Wettkämpfer des WSC Frisia mit dabei, die vor Ort aufgrund ihrer Qualifikation für die Mehrkampfmeisterschaften, den Friesen-Fünfkampf absolvierten, der aus den Disziplinen: Laufen, Schwimmen, Kugelstoßen, Schießen und Fechten besteht. Einen grandiosen Erfolg erzielte Luise Willich, denn sie wurde zum dritten Mal deutsche Meisterin. In allen Disziplinen bewegte sie sich auf hohem Niveau. Herausragende Punkte holte sie im Schießen, doch das I-Tüpfelchen setzte sie im Degenfechten. An diesem Tag trafen alle positiven Komponenten zusammen. Als ihre Trainerin gerate ich beim Schreiben ins Schwärmen. Mein Kommentar: Das war technisch perfekt. Besser hätte ich es selbst auch nicht über die Runden bringen können. Das war das Beste, was ich bisher von Luise gesehen habe.
In der Männerklasse konnte Tim Lorenz Hamann einen großartigen Erfolg verbuchen. Mit einem anerkennenswerten dritten Platz stand auch er auf dem Siegertreppchen. Gute Leistungen zeigten ebenfalls Viktor Willich mit dem sechsten Platz, Nils Blöcker mit dem elften Platz und Yannik Schittko mit dem 14. Platz. Mit einem Koffer voller Erlebnisse und einem großen „Dankeschön“ an Trainerin und den unverzichtbaren Betreuer Frank Prielipp kamen sie nach Hause.
Ein Highlight für mich waren die Senioren-Europameisterschaften 2009 in Ungarn. Mit 1.200 Fechtern aus 33 Nationen, davon 200 aus Deutschland, war das Aufgebot an Konkurrenz enorm. Mit drei Waffen im Gepäck und 1.300 km vor mir fuhr ich mit meinem Auto an den Balatonsee nach Balatonfüred. Wie sich später herausstellte, hat sich die Reise dorthin gelohnt.
Mit dem Säbel startete ich am ersten Turniertag. Der Wunsch, ins Finale zu kommen, erfüllte sich mit dem Erreichen des 5. Platzes zufriedenstellend. Bei sengender Hitze von 33º C ging es am nächsten Tag in der „dicken“ Fechtkleidung im Florett weiter. Eine 3:1 Führung gegen die spätere Europameisterin Kerstin Palm aus Schweden konnte ich nicht nutzen. Am ende gab es nur den 18. Platz. Fortgesetzt wurde dann mit dem Degen. In dieser Waffe melden immer die meisten Fechterinnen, und es entwickeln sich aufregende Gefechte mit überraschenden Entscheidungen.
Im Viertelfinale traf ich zum zweiten Mal auf die hart fechtende Österreicherin, der ich in der Vorrunde noch unterlegen war. Trotz der von ihr verursachten Handverletzung konnte ich sie in einem Gefecht, das bis zum 6:7 auf des Messers Schneide stand bei einer verbliebenen Kampfzeit von 65 Sekunden, mit tatkräftiger Unterstützung der deutschen Delegation mit10:7 besiegen. Das Halbfinale war erreicht. Die Bronzemedaille war mir schon sicher. Im Halbfinale, auf der Hochplanche, war dann gegen die brillant fechtende, spätere Europameisterin aus Frankreich, Madame Demaille die mentale und körperliche Kraft für einen Sieg nicht mehr vorhanden. Das Glücksgefühl, bei der Medaillenübergabe auf dem Siegerpodest zu stehen und aus den Händen des Commitee die Bronzemedaille zu bekommen, war überwältigend. Ich hatte meine Nation, meine Stadt und meinen Verein würdig vertreten.
Beispielhaft ist auch die Persönlichkeitsentwicklung von Stefan Wolfteich im menschlichen und sportlichen Bereich. Mit sechs Jahren kam er zum Fechten, und auf seine Entwicklungsphasen kann ich als seine Trainerin mit Stolz zurückblicken. Inzwischen ist er 19 Jahre alt und bereitet sich auf sein Abitur vor. Das Fechten hat bis heute weiterhin Priorität. Spaß hat er daran gefunden, in allen drei Waffen zu fechten. So wurde er im Säbel Landesmeister. Er belegt in der Rangliste den ersten Platz und hat sich für die deutschen Meisterschaften qualifiziert. In der Jugendabteilung steht er als Übungsleiter zur Verfügung und sein Engagement in allen Bereichen ist beispielhaft. Er ist ein echtes Vorbild für die Jugend.
Obwohl die männlichen Mitglieder in unserer Abteilung zahlenmäßig dominieren, obliegt es mir, zwei erfolgreiche Nachwuchsfechterinnen in den Focus zu stellen, da sie unsere Vereinsfarben würdig vertraten und das Potenzial haben, das auch weiterhin zu tun. Es sind die talentierten Katharina Droste im Jahrgang 98 und Caroline von Finckenstein im Jahrgang 2000. Katharina ficht seit drei Jahren und hat sich in 2009 zu einer leistungsstarken Fechterin entwickelt, die einige Turniersiege für sich entscheiden konnte. Caroline ist eine begabte Fechterin des Jahrgangs 2000, die im Juni 2009 mit Erfolg ihre Fechtreifeprüfung bestand und ihr erstes Turnier in Hannover mit dem 3. Platz besiegeln konnte. Es hat sich zwischen Katharina und Caroline eine wunderbare Fechtfreundschaft entwickelt.
Ihre Fechtreifeprüfung haben mit Erfolg bestanden:
Paul Wieting
Caroline von Finckenstein
Lukas Herkner
Timo Sell.
Sie haben alle auf den besuchten Turnieren ihr Können unter Beweis gestellt. Der jüngste „Anfänger“ aus der Fechtriege des WSC Frisia, Timo Sell aus dem Jahrgang 2001, wurde beim internationalen Adventsturnier in Emden mit seinen kampfbetonten Aktionen Turniersieger. Ein herzlicher Glückwunsch geht an alle meine Nachwuchsfechter!
Im Rückblick möchte ich noch einmal die 44. Auflage des „Rüstringer Friese“ ins Visier nehmen. Hier steht die Organisation im Blickpunkt, die den bestgelungenen zeitlichen Ablauf ermöglichte.
Auf acht Bahnen wurden in sieben Stunden 868 Kämpfe abgewickelt. Der Wanderpokal ging nach Oldenburg. Sieger war Béla Uhrlau, der in der Juniorenklasse beheimatet, die Aktiven und Senioren hinter sich lassen konnte. Hoch zufrieden waren die Teilnehmer mit dem Turnier, was für das Organisationsteam um Heidrun West, Franziska Petzold und Stefan Wolfteich als Vertreter seines abwesenden Vaters Hartmut, der am Computer ein perfektes Wettkampfprogramm abspulte. Unsere Fechter mit ihren Eltern, insbesondere Frau Belka-Wieting, die sich um die Betreuung der Gäste sorgte, haben mit ihrem Einsatz bei der logistischen Unterstützung zum harmonischen und kameradschaftlichen Ablauf der Veranstaltung gesorgt. Fazit: Es hat Spaß gemacht, und noch nie bin ich so stressfrei nach Hause gegangen. Sie waren alle einfach toll! So kann der „Rüstringer Friese“ in seiner Tradition fortgesetzt werden.
Den angemessenen Ausklang erlebten wir mit dem Weihnachtsturnier für die Jugend. Mit Freude ließ sich beobachten, wie sich die Jugend mit wenig Aufwand noch begeistern läßt.
Für die vielen kleinen Fechter war es ein Erfolgserlebnis, zum ersten Mal am elektrischen Trefferanzeigegerät in ihrer Ausrüstung gegeneinander antreten zu können. Als es dann plötzlich an der Hallentür klopfte, und der Weihnachtsmann als Vertreter des Deutschen Fechterbundes erschien, war die Überraschung perfekt. Alle führten brav vor ihm die verlangten Fechtaktionen durch und ernteten eine aufmunternde Betrachtung bei einer Siegerehrung mit vielen Medaillen. Für mich ein Abschluß mit einem guten Gefühl, mit dem ich das Jahr 2009 ausklingen lassen kann.
Bedanken möchte ich mich beim Vorstand und bei „Hacky“ Richter, der unsere Sportart im „Kicker“ ausgezeichnet präsentiert. „Hacky“- du bist im Trend. Du bringst unsere Idee auf den Punkt: Fechten – ein Sport für jedes Alter. Unsere Motivation ? Dafür bietet die Fechtsportzukunft drei Dinge:
1. begeisterte Fechter
2. attraktiven Fechtsport
3. Fechten im WSC „Frisia“, unserem Verein
Zum Schluß muß ich wieder einmal feststellen:
Mein Bericht ist für die Redaktion wieder zu lang, weitere Erfolgsmeldungen versage ich mir, da ihr alles Wissenswerte auf unserer Homepage www.fechten-whv.de.ms erfahren könnt. |