Methoden

Berathek Methode


Traditionelle Personas sollten intensiv recherchiert werden, um validierte Darstellungen der Zielgruppe des Unternehmens zu erstellen. Sie sind zeitaufwändig und teuer in der Erstellung. Als Alternative können Proto-Personas erstellt werden. Proto-Personas sind zunächst nicht das Ergebnis einer Nutzerforschung. Stattdessen stammen sie aus Brainstorming-Workshops, in denen die Teilnehmer des Unternehmens versuchen, die Überzeugungen der Organisation zu sammeln, wer ihr Produkt oder ihre Dienstleistung nutzt und was sie dazu motiviert. Proto-Personas geben einer Organisation einen Ausgangspunkt zur Validierung ihrer Produkte oder helfen frühe Designhypothesen zu erstellen.


Anwendungskriterien

Die Methode bringt besondere Vorteile, wenn
  1. der Fokus eines Teams auf den Nutzer gelenkt werden soll,
  2. eine umfangreiche Nutzeranalyse nicht möglich ist,
  3. ein schneller Überblick über die Nutzer gewünscht wird.
Die Methode kann negative Wirkungen haben, wenn
  1. die entstandenen Proto-Personas nicht weiter entwickelt werden,
  2. im Team nicht offen diskutiert wird, sondern die Diskussion von einer Person bestimmt wird.


Voraussetzungen

Es sollten erste Vorschläge für den Proto-Personas-Workshop vorhanden sein. Darin sollten schon Ziele, Motivationen und ein Zeitraster dargestellt werden. Für die Einteilung der entstehenden Personas sollten fünf Skalen vorbereitet sein. Am besten wird der Proto-Persona-Workshop in zwei Teile aufgeteilt. Workshops in aufeinander folgenden Wochen funktionieren am besten. Die Teilnehmer aus dem Führungsteam sollten frühzeitig eingeladen werden.


Durchführung

  1. Erläutere das Vorgehen in einer kurzen Einführungspräsentation. Die Präsentation soll vermitteln, dass der Zweck des Proto-Persona-Workshops darin besteht, das Unternehmen aus der Sicht des Kunden zu betrachten und zu artikulieren, wer die Kunden sind und welche Bedürfnisse sie haben. Stellen Sie das Konzept der Persona als der archetypischen "Menschen" vor. Hervorzuheben ist auch, dass es sich hierbei um Ad-hoc-Persona und nicht um wissenschaftlich fundierte Nutzerarchetypen handelt. Nichtsdestotrotz werden die Proto-Personas Bezugspunkte sein, die das Team als Objektiv nutzen kann, durch die nutzerzentrierte Perspektiven in laufenden Planungs- und Entscheidungsprozessen sichtbar werden. Schließe diese erste Einführung von Proto-Personas mit visuellen Beispielen ab.

  2. Lass erste Proto-Personas erstellen. Geben Sie jedem Teammitglied 15 Minuten Zeit, um so viele Personas wie möglich zu erstellen.

    Tipp
    Die folgende Einteilung kann dazu verwendet werden:

    {Name}
    Skizze des Individuums und einige grundlegende demographische Daten.
    Verhalten
    Verhaltensweisen und Überzeugungen der Persona.
    Demographie
    Weitere demographische Informationen.
    Bedürfnisse / Ziele
    Beschreibung der Bedürfnisse und Ziele.

  3. Lass die Personas von den Teilnehmern vorstellen. Jedes Teammitglied stellt seine Personas in der Gruppe vor. Sie werden an die Wand geheftet und laut vorgelesen. Das Team gibt dann Rückmeldung darüber, wie realistisch oder unrealistisch einzelne Personas sind. Dabei können gleich Anpassungen vorgenommen werden.

  4. Lass die Personas bewerten. Das Team soll bestimmen, wo jede Persona auf fünf verschiedenen Skalen positioniert ist. Es soll darüber abgestimmt werden, wo die Persona auf einer Skala eingeordnet werden soll. Wenn es keinen sofortigen Konsens gibt, sollte sie nach einer minimalen Diskussion eingeordnet werden. Wenn es jedoch Ausreißer oder eine breite Streuung der Meinungen gibt, sollte das Team ermutigt werden, diese Frage zu diskutieren. Die daraus entstehenden Anregungen können direkt in die Personas aufgenommen werden.

    Tipp

      Folgende Skalen können hilfreich sein:

    1. Wie erfahren sind die Personas mit der Aufgabe?
    2. Wie technisch versiert sind die Personas?
    3. Wie erfahren sind die Personas mit dem Produkt?
    4. Wieviel Aufwand wollen die Personas in die Lösung stecken?
    5. Was sind die Personas bereit aufzuwenden?

    Können Skalen aus den Bedürfnissen abgeleitet werden?

    Achtung

    Es sollten keine binären Skalen verwendet werden.


    Tipp

    Es kann mit Spielkarten von z.B. 1-5 abgestimmt werden.


    Tipp

    Der Name der Persona kann an die entsprechende Position an der Skala geschrieben werden.


    Achtung

    Viele Teams tendieren dazu, auf ihre traditionellen Standpunkte zurückzufallen. Der Fokus sollte aber auf den Nutzer gerichtet bleiben. Das Team sollte miteinander debattieren, nicht mit dem Moderator.


  5. Beende die Sitzung und danke dem Team für die Mitarbeit.

  6. Fasse die Personas anhand ihrer Skalenwerte zusammen. Es sollte eine relativ große Anzahl von Personas erstellt worden sein. Es werden Duplikate und ähnliche Personas enthalten sein. In den nächsten Tagen müssen die Personas zu einer kleineren, überschaubaren Gruppe von 3-5 Personas konsolidiert werden. Personas mit ähnlichen Skalenwerten können zusammengefasst werden.

  7. Schicke die konsolidierten Personas möglichst frühzeitig an das Team. Dann können sich die Teilnehmer für den zweiten Termin vorbereiten.

  8. Projeziere jede Persona beim nächsten Treffen an die Wand. Mit einer lebhaften Diskussion wird die Gültigkeit der Personas nicht nur als "echte" Person, sondern auch als Nutzer geprüft. Das Team sollte jede Persona im Detail überprüfen und, wenn nötig, Anpassungen daran vornehmen. Das Team arbeitet so lange, bis sie sich darauf einigen können, dass die endgültigen Personas genau das Spektrum der Nutzer abbilden.

  9. Probiere die Personas aus. Das Team soll die Personas verwenden und dafür einen Kernworkflow für ein Produkt oder eine Dienstleistung aus der Organisation erstellen.

    Tipp

    Hier kann ein Design-Studio angewendet werden.


  10. Beende die Sitzung und danke dem Team für die Mitarbeit. Es ist wichtig, dass das Team die entstandenen Proto-Personas mittragen kann.

  11. Erstelle eine Zusammenfassung. Darin werden die besprochenen Aktivitäten und die Themen zusammengefasst. Es sollte noch einmal herausgestellt werden, dass die produzierten Proto-Personas den Annahmen und Überzeugungen des Teams repräsentieren und dass sie im Laufe der Zeit verfeinert werden sollten.

    Tipp

    Es kann auch hilfreich sein, ein gedrucktes Deck mit Proto-Persona-Karten für die Führungskräfte zu erstellen, damit diese bei Entscheidungen präsent sind.


  12. Validiere die Proto-Personas. Die erstellten Proto-Personas müssen im Feld validiert werden. Wenn Löcher in den ursprünglichen Persona-Hypothesen entdeckt werden, müssen sie entsprechend überarbeitet werden. Im Idealfall werden dann die Aktivitäten des Produktdesigns auf die wirklichen Bedürfnisse der tatsächlichen Nutzer ausgerichtet.



Beschreibung des Produktes

Es entstehen 3-5 Proto-Personas.

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