Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Fedderwarden


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Audio-Führung durch die St.-Stephanus-Kirche

in Fedderwarden


Hier können Sie sich den Text durchlesen, der für die Audio-Führung
zusammengestellt wurde

Audio-Führung durch die St.-Stephanus-Kirche in Fedderwarden

00_Vorwort, vorgetragen von Gerhard Morgenbesser

Willkommen und schön, dass Sie sich die Audio Führung durch die St. Stephanuskirche zu Fedderwarden bei Wilhelmshaven anhören wollen.

Diese Führung dauert ca. 25 Minuten, kann aber jederzeit von Ihnen unterbrochen werden. Um Ihnen nach der Unterbrechung das Auffinden des Haltepunktes zu erleichtern, ist die Führung in zwölf Teile gegliedert, die fortlaufend numeriert sind und einen eigenen Titel haben.

Die St. Stephanuskirche zu Fedderwarden wird morgens aufgeschlossen und vor Dunkelwerden abgeschlossen.

Die Audio-Führung startet im Kirchweg, am eisernen Tor unterhalb des Kircheneingangs.

Die Weglänge beträgt nur wenige 100 Meter.

Rollstuhlfahrer können in Begleitung an der Audio-Führung teilnehmen.

Zur Erinnerung: Diese Audio-Führung kann von Ihnen durchgeführt werden, wann immer Sie Lust dazu haben, sie kann jederzeit unterbrochen werden. Sie können zwischendurch verweilen und Dinge, die sie interessieren, näher betrachten.

Folgendes wird während der Audioführung angesprochen:

01_Geschichte der Kirche, vorgetragen von Hans-Jürgen Heise am 070807
02_Beschreibung der Kirche, vorgetragen von Hans-Jürgen Heise am 070807
03_Der Anbau oder die “Neue Kirche”, vorgetragen von Ute Mohr
04_Die Kanzel, vorgetragen von Enno Ehlers
05_Der Altar, vorgetragen von Claus-Günther von Puttkamer
06_Die Taufe, vorgetragen von Anke wike
07_Die Ausmalung, vorgetragen von Ulrike Ahlmann
08_Weitere Ausstattung, vorgetragen von Egon Onken
09_Die Orgel, vorgetragen von Herbert Rauh
10_Kirchturm, Glocken und Turmuhr, vorgetragen von Gerhard Morgenbesser
11_Nachwort, vorgetragen von Egon Onken

Wie hat Ihnen die Audio-Führung gefallen? Bitte teilen Sie uns Ihre Gedanken über unsere Homepage mit.



01_Geschichte der Kirche

Wir erreichen die Kirche und setzten uns erst einmal in eine Bank und hören uns etwas über die Geschichte und Beschreibung der Kirche an...

Die Fedderwarder Kirche liegt auf der südwestlichen der drei alten Dorfwurten. Namensgeber und Schutzpatron der Kirche ist der Heilige St. Stephanus, der als Märtyrer für seinen Glauben gestorben ist.

Urkundlich wird die Kirche erstmals im Jahr 1420 in einer Bestandsaufnahme der Diözese Bremen erwähnt als „Ecclesiam in Ffedderwarden“. Kirchenhistoriker gehen jedoch davon aus, dass sie bereits um 1250 entstanden ist, ebenso wie die meisten Kirchen der friesischen Marsch.

Es war die Zeit, in der die Bewohner des Kirchspiels im Schutze des Schilldeiches endlich in Ruhe vor dem täglichen Hochwasser und den Sturmfluten leben und das Land bearbeiten konnten, was ihnen einen wachsenden Wohlstand einbrachte. Vor diesem Hintergrund ist der Bau der St.-Stephanus-Kirche also nicht nur als ein Ausdruck der tiefen Frömmigkeit der Kirchspieleinwohner des Mittelalters zu sehen, sondern er ist auch ein Symbol sowohl des überstandenen Überlebenskampfes gegen die Nordsee als auch des Beginns einer neuen wirtschaftlichen Zukunft.

Die St.-Stephanus-Kirche hat für mehr als 750 Jahre das geistige und kulturelle Leben der Kirchspielgemeinde bestimmt. Dabei war sie in erster Linie natürlich das Haus Gottes, in dem die Gemeinde ihre Andachten abhalten konnte. Daneben war sie in Notzeiten aber auch Zufluchtsort, vor allem bei Sturmfluten, die das Kirchspiel auch nach dem Deichbau immer wieder heimsuchten. So z.B. während der Marcellus-Flut im Jahr 1362, auch bekannt als Große Manndränke, bei der der Schilldeich brach. Oder der Weihnachtsflut vom 24. Dezember 1717, bei der fast alle Höfe außerhalb der Dorfwurt vernichtet wurden und ein Viertel der Bevölkerung in den Fluten ums Leben kam. Einen authentischen Bericht über dieses Ereignis hat uns der damalige Pastor Nicolaus Armbster im Kirchenbuch hinterlassen. Armbsters Epitaph befindet sich im Eingangsbereich rechts an der Wand.

In früheren Zeiten, insbesondere während der Kniphauser Zeit, diente der Platz vor der Kirche oft auch als Ort für die Vollstreckung von Urteilen der niederen Gerichtsbarkeit. So soll sich der Überlieferung nach an dem Mauerhaken, der neben dem zugemauerten Eingang an der Südmauer der Kirche zu sehen ist, einst der Pranger befunden haben. Bis 1834 diente die Kirchentür außerdem auch als Anschlagtafel für Mitteilungen der Kniphauser Behörden.

02_Beschreibung der Kirche

Die St.-Stephanus-Kirche ist von der Bauweise her eine typische friesische Dorfkirche. Die Außenmauern des zweischaligen Bauwerks bestanden ursprünglich aus sorgfältig bearbeiteten Granitquadern. Doch aufgrund von Stabilitätsproblemen wurden die Granitsteine im Laufe der Zeit durch Ziegel verschiedener Formate und Farben ersetzt. Dadurch wirkt ihr Äußeres recht farbenfroh und aufgelockert.

Mit Innenmaßen von 26,30 m in der Länge einschließlich Chorraum und 7,40 m für die Breite sowie einer Höhe von 11,30 m gehört sie eher zu den kleineren Kirchen der Umgebung. Dennoch war sie durchaus ausreichend für die etwa 400 Menschen, die während der Bauzeit im Kirchspiel lebten.

Die architektonische Besonderheit der Kirche aber ist die Ausgestaltung der Decke als Kreuzrippengewölbe. Diese Konstruktion ist im Umfeld einmalig. Verantwortliche Baumeister waren vermutlich Mönche aus dem Kloster Hude, die während dieser Zeit als Experten auf diesem Gebiet galten.

Äußerlich unterscheidet sich die Kirche von den anderen Kirchen durch einen nachträglichen Anbau an der Südseite. Entstanden ist er 1540. Im Volksmund wird er Neue Kirche oder auch Marienkapelle genannt, weil er angeblich eine Schenkung des Fräulein Maria, der Herrscherin des Jeverlandes sein soll.

Der Anbau mit seinem barocken Sandstein Portal dient heute als Haupteingang. Früher gab es zwei Eingänge: einen an der Nordseite für die Frauen und einen an der Südseite für die Männer. Beide Eingänge sind heute jedoch zugemauert

Untypisch für eine friesische Kirche ist auch der Kirchturm, der fest mit der Kirche verbunden ist und diese auch deutlich überragt. Der Turm wurde 1875 angebaut. Bis dahin hatte die St. Stephanus Kirche, wie alle anderen Kirchen dieser Gegend auch, einen freistehenden Glockenturm neben dem Eingang. Da er baufällig wurde, hat man ihn abgerissen. Von ihm ist nur noch ein Fundamentstein übriggeblieben, der bildhauerisch bearbeitet wurde.

Auf ihm wird reliefartig ein Motiv aus dem sogenannten Oldenburger Sachsenspiegel aus dem 14. Jahrhundert wiedergegeben, das auf den zeitlichen Zusammenhang zwischen dem Deich- und dem Kirchenbau hinweist. Das Relief wurde im Jahr 2000 anlässlich des 750-jährigen Kirchenjubiläums an der Außenwand zwischen Apsis und Anbau aufgestellt.

Der die Kirche umgebende Kirchhof wird heute nur noch in Ausnahmefällen als Begräbnisplatz genutzt. Von den alten Grabstätten sind noch einige Stelen erhalten, die Zeugnis von der damaligen Steinmetzkunst aber auch vom Wohlstand der betroffenen Familien zeugen. Am auffälligsten ist jedoch die reich mit Bildhauerarbeiten verzierte Kellergruft gleich rechts neben dem Aufgang zum Kirchhof. Sie stammt aus dem Jahr 1716 und gehört der Kaufmannsfamilie Eyting, die im Sielhafen Kniphausersiel (heute Rüstersiel) zu beträchtlichem Vermögen gelangt war. Die letzte Beisetzung in dieser Gruft hat 1950 stattgefunden.

In den zurückliegenden 750 Jahren hat die Kirche dreimal die Konfession gewechselt. Erbaut wurde sie als katholische Kirche. In dieser Zeit hatte sie neben dem Hauptaltar, der dem hl. St. Stephanus geweiht war, mit St. Maurizius noch einen zweiten Schutzpatron mit eigenem Altar. Nach der Reformation trat der jetzt regierende Häuptling Tido von Inn- und Kniphausen zum Calvinismus über. Und somit wurde Fedderwarden nach damaligem Brauch cujus regio eus religio ab 1535/40 ebenfalls calvinistisch. Das hatte zur Folge, dass in dieser Zeit aller Schmuck und alle Bilder, einschließlich der Deckenfresken aus dem Kircheninneren entfernt wurden. Knapp 100 Jahre später, nach der Übernahme der Regentschaft durch Graf Anton Günther von Oldenburg, wurden Kirche und Kirchspiel ab 1624 evangelisch-lutherisch, was sie bis heute noch als Mitglied der Oldenburgischen Landeskirche auch geblieben sind.

03_Der Anbau oder die “Neue Kirche”

Der heutige Eingang führt in ein Seitenschiff, das die "Neue Kirche" genannt wird. Es handelt sich um einen Anbau, der im Jahre 1540 wahrscheinlich von Fräulein Maria von Jever gestiftet wurde. So gingen von nun an die Fedderwarder Männer und Frauen gemeinsam durch diesen Eingang in ihre Kirche.

Wir erreichen das Innere der Kirche. Zur Linken befindet sich ein barock geformter Fürstenstuhl. Ursprünglich stand er viel höher auf der nicht mehr vorhandenen Süd-Empore im lang gezogenen Kirchenschiff. Der Fürst von Knyphausen durfte hoch oben in diesem Gestühl dem Gottesdienst hinter Glas beiwohnen.

Neben dem Fürstenstuhl steht ein mit starken Stahlbändern eingefasster und mit zwei Schlössern versehener Opferkasten, der als Tresor für das Geld der Armenkasse gedient hat. Es existiert ein Buch, in dem die Einnahmen und Ausgaben in der Zeit von 1763 bis 1905 verzeichnet sind. Die Armenkasse unterstützte Witwen und Waisen und andere in Not geratene Menschen. Auch konnte Geld aus diesem Tresor zinslos verliehen werden. Zwei Schlösser stellten sicher, dass nicht nur einer alleine über das Geld in der Kasse verfügen konnte.

Zur Rechten sehen wir noch den Rest des alten Kirchengestühls, das 1731 eingebaut wurde. Bis dahin mussten die Menschen in der Kirche stehen. Die Lehnen sind mit gedrechselten, rötlichen Stäben verziert, die Höhe der Lehnen nimmt zur Kanzel hin ab.

Neben dem Kirchengestühl befindet sich die barocke Schrifttafel mit Porträt des Predigers und Consistorialrates Nicolaus Armbster. 60 Jahre lang wirkte Nicolaus Armbster als Prediger in Fedderwarden ab 1698. Er war Mitglied des Consistoriums, das das geistliche Ministerium der Herrlichkeit von Knyphausen war. Die Herrlichkeit von Knyphausen war ein eigenes Fürstentum, ein Zwergstaat zu dieser Zeit, das sogar Napoleon ein Schnippchen schlug. Zu dem Zwergstaat gehörten neben der Burg Knyphausen Fedderwarden, Sengwarden und Accum. In napoleonischer Zeit unterlag Knyphausen als von Frankreich und England anerkannter neutraler Staat zunächst nicht der Kontinentalsperre, weil das Fürstentum bei der Verhängung der Seeblockade schlichtweg vergessen wurde. Knyphauser Flaggenscheine waren eine lohnende Einnahmequelle für den Grafen bis französische Truppen unseren Zwergstaat besetzten, Knyphausen dann an das Königreich Holland fiel und schließlich durch russische Truppen befreit und zur Verwaltung an Oldenburg gegeben wurde. Nicolaus Armbster hat von diesen bewegten historischen Zeiten allerdings nichts mehr mitbekommen, denn er verstarb bereits im Jahre 1758.

04_Die Kanzel

Wir blicken beim Näherkommen in das Kirchenschiff auf die Kanzel. Sie wurde wegen des Anbaus der "Neuen Kirche" von der Südwand an die Nordwand versetzt. In ihrem Hauptteil stammt die Kanzel wohl aus dem Jahre 1586. Die Jahreszahl 1640, die wir unten im Sockel finden, bezieht sich auf die erste große Neubemalung. Zwischendurch war die Kanzel in brauner Farbe übermalt. Im mittleren Teil der Kanzel befinden sich die wohl wertvollsten Ölbilder der Kirche: Es sind die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, die mit ihren Symbolen Engel, Löwe, Stier und Adler dargestellt sind. Diese vier Bilder wurden erst 1935 wieder entdeckt und 1979 von einem Restaurator so wieder hergestellt, wie sie ursprünglich ausgesehen haben.

Die Umschrift auf der Kanzel lautet: "Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkünden, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König. Jesaja 52,7". Eine solche Botschaft passte natürlich nicht in die Zeit des Nationalsozialismus. Das Wort Zion konnte nun in einer von Ariern besuchten Kirche nicht mehr ertragen werden. Sie wurde zugunsten des Lutherzitates ersetzt: "Lasst die Geister aufeinander platzen...Wo ein Streit und Schlacht ist, da müssen etliche fallen und verwundet werden. Wer aber redlich ficht, wird gekrönt werden. (Luther)." Es ist erstaunlich, wie allein am Schicksal unserer Kanzel Zeitgeschichte deutlich wird. Der amtierende Pastor sorgte dafür, dass die Umschrift auf dem Kanzelkorb und Kanzelaufgang wieder in die ursprüngliche Botschaft verändert wurde, wie sie sich übrigens auch auf den 1987 gegossenen Glocken befindet.

Der Schalldeckel der Kanzel besteht aus dem alten, schlichten Deckel mit einer unvollständigen Umschrift in plattdeutscher Sprache und dem aufgesetzten neueren Schalldeckel, der folgende Inschrift in gotischen Lettern trägt: "Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen. Mk 13/31". Aus dem Markus-Evangelium.

Links neben der Kanzel fällt eine Totenerinnerungstafel oder auch Epitaph genannt aus dem Jahre 1644 auf. Sie wurde graublau übermalt, heute erstrahlt sie wieder im alten Glanz.
An dieser Stelle sei auf unsere Homepage hingewiesen, hier finden wir viele Bilder dieser Kirche und von diesem Epitaph ein Foto, das von der Kanzel aus aufgenommen wurde.

05_Der Altar

Wir schauen nach rechts (nach Osten) durch einen Triumphbogen und blicken in den Chorraum, dort steht der Altar in der Mitte.

Der Unterbau, der eigentliche Altar, ist aus Backsteinen im Klosterformat gemauert. Diese Backsteine stammen aus der Zeit der Entstehung des Kirchenbaues, ca. 1250, sie waren früher verputzt. Darüber liegt eine Holzplatte des Fedderwarder Drechslers Stoffers und eine handgearbeitete Decke der Fedderwarderin Willutzki.

Der hohe Altaraufbau besteht aus einem Mittelteil mit 3 Bildern, die vom Grafen Anton Günther 1641 gestiftet wurden. Die oben abschließende fünfzackige Grafenkrone weist darauf hin. Die drei Ölbilder sind im Nazarener Stil auf Holz gemalt. Von unten nach oben betrachtet stellen
- die Taufe Christi
- Christus mit den Emmaus Jüngern
- die Himmelfahrt
dar. Die schmuckreichen Verzierungen, auch Schleierwerk genannt, rechts und links, wahrscheinlich auch die Figuren oben, wurden 1716 ergänzt, als Frau Eyting zum Andenken an ihren verstorbenen Mann den Altar renovieren ließ. Auf der Altarrückseite erkennen wir einen Hinweis darauf. Im Zuge der Restaurierung 1978 wurde das Schleierwerk sogar vergoldet.

06_Die Taufe

Rechts vom Altar steht die aus Eichenholz geschnitzte Taufe.

Die Taufe wurde der Gemeinde von Graf Anton Günther im Jahre 1648 geschenkt, genau wie das Schnitzwerk des Schalldeckels über der Kanzel sowie ein Abendmahlskelch von 1633.

Im Patrimonialbuch finden wir über die Taufe folgenden Eintrag:

„Sie ist fein angestrichen. Und kann man den Teckell, durch eine eiserne Kette so roth mit Farbe angestrichen, aufziehn lassen."

Das Taufbecken und der Taufdeckel sind fünfeckig. Das eigentliche Taufbecken wird von einem hockenden Moses getragen, der die Gesetzestafeln in der Hand hält. Die fünf äußeren Felder des Taufbeckens sind mit einfachen Schnitzereien verziert. Wir erkennen die Jahreszahl 1648 und die Köpfe zweier pausbäckiger Engel.

Reich gestaltet ist der Taufdeckel. Ihn zieren die Bilder der vier großen Kirchenlehrer der lateinischen Kirche
· Ambrosius,
· Augustinus,
· Gregor I und
· Hieronymus
mit ihren jeweiligen Attributen.

Ambrosius
Wir wandern um die Taufe herum und erkennen Ambrosius, geboren in Trier, Bischof von Mailand (340 - 397), mit einem Bienenkorb. Diesem Attribut liegt die Legende zugrunde, dass sich, als er noch in der Wiege lag, ein Schwarm Bienen sich auf den Kopf gesetzt habe oder gar in den Mund geflogen sei. So sei ihm Honig in den Mund geflossen, der seine Rede milde und überzeugend werden ließ: So brachte er Kaiser Theodosius zur öffentlichen Buße, weil er in Griechenland ein Massaker mit 7.000 Toten anrichtete. Außerdem ließ Ambrosius den römischen Kaiser das Christentum zur Staatsreligion erklären.

Augustinus
Im benachbarten Feld erkennen wir Augustinus, Bischof von Hippo (Nordafrika, 354 – 430) mit dem flammenden Herzen. Der Kirchenlehrer wird als Gnadenlehrer und als Genie des Herzens bezeichnet. Seine Schriften, besonders die Lehre von Sünde und Gnade beeinflusste die abendländische Theologie und Philosophie maßgeblich. Augustinus war wohl einer der größten Theologen der Christenheit.

Gregor I
Nebenan ist Gregor I (540 – 604) dargestellt. Er war römischer Präfekt in Rom, später Papst. Er wurde bekannt durch seine Mildtätigkeit für die Armen und er setzte in der westlichen Kirche durch, dass die nach ihm benannte Gregorianik als vorherrschende Kirchenmusik gesungen wurde. Den Missionar Augustinus von Canterbury schickte er zusammen mit 40 Mönchen nach Angelsachsen, der dort die Kirche von England gründete.

Hieronymus (347 – 420)
Das 4. Halbrelief auf dem Taufdeckel wird Hieronymus zugeordnet. Sein Attribut ist das Kreuz, denn seine Versuchungen erschienen ihm als Kreuzeslast. In Dalmatien geboren, wurde er Ratgeber des Papstes in Rom, übersetzte die Bibel in die lateinische Sprache und lebte er seit 386 als Asket in Bethlehem, von wo aus er Klöster gründete und leitete. Er gilt als gelehrtester und belesenster der lateinischen Kirchenväter. Albrecht Dürer malte ihn mit einem Löwen, der ihm die Treue hält. Der heilige Hieronymus hatte der Legende nach dem Löwen einen Dorn aus der Tatze gezogen.

Hier sind nun die vier großen Kirchenlehrer genannt.. Die Zuordnung zu den Halbreliefs auf dem Taufdeckel ist allerdings nur für Ambrosius und Augustinus eindeutig.

Über diesen Darstellungen ist die Taufe Jesu durch Johannes dargestellt, darübner eine weiße Taube als Symbol des Heiligen Geistes.

Die Taufe war ursprünglich farbig bemalt, wurde 1750 im damaligen Zeitgeist braun „angemalet“ und stand bis vor kurzem ohne jeden Anstrich vor dem Betrachter. Im Jahre 2007 beschloss der Gemeindekirchenrat kurz vor der Pensionierung von Pastor Enno Ehlers, den farbigen Originalzustand der Taufe wieder herzustellen.

07_Die Ausmalung

Wir befinden uns hier in der Apsis der Fedderwarder St.-Stephanus-Kirche. An dieser Stelle ist es an der Zeit , auf die sehr mannigfaltige und künstlerisch wertvolle ornamentale Malerei in der Apsis und in den drei Kuppeln einzugehen. Der gesamte Innenraum der alten Kirche war reich mit Malereien der Spätromanik ausgestattet.

Die beiden Jochbögen zwischen den Kuppeln und der Triumphbogen als Anschluss zum Chor hin, die Rippenbögen in den Kuppeln, die Schildbögen über den Fenstern und die Umrahmungen der Fensterleibungen sind mit reicher Ornamentik in Secco-Technik ausgestattet, der gleichen Technik wie die figürliche Malerei. (Secco-Technik heißt: der aufgetragene und plan geschliffene Putz trocknete vollständig ab, bevor die Maler an die Arbeit gingen.)

Man hat sich auf die drei Farben rot, ocker und schwarz beschränkt, die lediglich in den Gurtbögen durch grün angereichert wurden.

Die ornamentale Malerei gehörte in ihrer ursprünglichen Form zur Architektur der Kirche, unterstrich sie und war gleichzeitig Rahmen für die figürliche Malerei in der Apsis und in drei Kuppeldecken des Schiffes.

Die Malereien wurden bei dem Versuch, den Putz zu erneuern, 1976 entdeckt. Leider war zu dem Zeitpunkt vieles durch frühere Reparaturen, aber auch durch Witterungseinfluss unwiederbringlich zerstört. Was jetzt noch davon zu sehen ist, kann nur einen schwachen Eindruck von der Kostbarkeit dieser mittelalterlichen Malerei und ihrer künstlerischen Qualität, sowohl bei dem figürlichen als auch beim ornamentalen Teil, vermitteln.

08_weitere Ausstattung

Wir wenden uns zur Orgel und gehen ein Stück in das Kirchenschiff hinein. Wir stehen nun unter der mittleren der drei Kuppeln. An den übrigens in zwei Schalen gemauerten Wänden sehen wir an der Nord- und Südseite je eine Nische. Dies waren früher die vorhin schon angesprochenen Eingänge. Durch den sich rechts befindlichen Nordeingang gingen die Damen, der linke Südeingang war den Herren vorbehalten.

In der Nische des Nordeinganges sehen wir eine Holzplastik. Sie stellt die Steinigung des Stephanus dar. Er war ein eifriger Prediger und Disputant, der mit Überzeugungskraft seinen neuen christlichen Glauben bis zum Tode vertrat. Er wurde als Störer der alten religiösen Ordnung angeklagt und gesteinigt.

Bevor wir zur Orgel kommen, entdecken wir noch eine Uhr an der Südseite. Die Uhr als Symbol der Vergänglichkeit, soll vielleicht auch dem Pastor zeigen, dass seine Predigten nicht zu lang sein dürfen. Ursprünglich befand sich an der Südwand eine Seitenempore, in vergleichbarer Höhe wie die Orgelempore. Jetzt hängen an dieser Wand drei Bilder, sie zeigen
- die Verkündigung durch Erzengel Gabriel,
- die Geburt Jesu, - die Anbetung durch die heiligen drei Könige.

Der Zyklus wird mit 12 Bildern fortgesetzt, die an der Orgelempore hängen. Bis 1935 hingen sie an der Seitenempore. Die 15 Bilder stammen von 1730.

Unter der Orgelempore finden wir zwei Gedenktafeln: links vom 1. Weltkrieg und rechts vom 2. Weltkrieg mit zwei Kränzen, die regelmäßig vom Ortsbeirat und der Freiwilligen Feuerwehr Fedderwardens gestiftet werden.

09_Die Orgel

Von 1711 stammt die Orgel (Audioeinlage), sie wurde von dem Orgelbauermeister Christian Vater gebaut. Wir haben sie von der Kirche in Wildeshausen übernommen. Damals hatte sie noch über 20 Register, heute geben wir uns mit 14 Registern mehr als zufrieden. Die Gestaltung des Prospektes erfolgte teils im barocken Stil, teils ist sie dem Innenraum der Kirche angepasst.

Orgelkonzerte finden in unserer Fedderwarder Kirche statt. Hier in der Nähe gibt es noch eine weitere Christian-Vater-Orgel in Wiefelstede.

10_Kirchturm, Glocken und Turmuhr

Wir verlassen jetzt den Innenraum der Kirche und betrachten nun das Äußere der Kirche, wir beginnen mit dem Kirchturm.

Der alte Kirchturm - genauer gesagt das Glockenhaus - stand etwas südlich neben dem schmiedeeisernen Gitter auf dem Kirchhof. Er war baufällig und wurde an seinem jetzigen Platz westlich des Kirchenschiffes 1875 neu errichtet. Er trägt die Glocken und die Turmuhr. In dem alten Glockenhaus hingen zwei Glocken, eine davon ist noch vorhanden, und sie klingt heute noch. Es ist die Marienglocke aus dem Jahre 1413. Die andere wurde der Gemeinde 1664 von Graf Anton Günther "verehrt", sie wurde im ersten Weltkrieg 1917 "eingezogen". Sie wurde für den Kanonenguss enteignet und musste an den Reichsmilitärfiskus abgegeben werden. Daneben gibt es noch eine Uhrenglocke von 1591. Sie wurde 1899 ausgehängt und hat einen Ehrenplatz im Gemeindehaus erhalten. 1924 beschloss der Kirchenrat, wieder eine zweite Glocke in Auftrag zu geben, und als sie in Fedderwarden eintraf, wurde "Die Glocke" von Schiller aufgeführt und später wurde ihr "sonore Fülle, markige Kraft und zarte Lieblichkeit" vom Glockensachverständigen aus Erfurt bescheinigt. Leider wurde auch diese Glocke im zweiten Weltkrieg eingezogen.

Ein Geläut wurde in Fedderwarden vermisst und so wurden in den 60er Jahren Lautsprecher im Turm angebracht, die den Ton von mit Hämmern angeschlagenen kleinen Metallstäben verstärkt abstrahlten. Relativ schnell tat die Anlage es nicht mehr und 1987 wurden drei Glocken für uns in der Glockengießerei Rincker im Siegerland gegossen. Ihre Inschrift ist Jesaja 52,7 entnommen, so stimmt der Spruch mit der Kanzelumschrift überein.

Unsere Turmuhr ist heute im Jahre 2006 auch schon 117 Jahre alt. Sie wurde von dem Bremer Konsul Carl Theodor Melchers geschenkt, der dafür 900 Mark spendierte. Die Turmuhr wurde von der Firma Korffhage aus Buer bei Osnabrück installiert. Schwere Gewichte hält die Turmuhr in Bewegung. Diese müssen wöchentlich von Hand mittels dreier Winden hochgezogen werden.Wie aus Verträgen mit dem Schmiedemeister Behrens aus Fedderwarden hervorgeht, gab es vorher auch schon eine Turmuhr. Wir ersparen uns jetzt eine Turmbesteigung und hören Uhrwerksgeräusche dieser alten Uhr. Sie wurden beim Zuschauen der Uhrreparatur im Jahre 2004 aufgenommen.

11_Nachwort

Unsere Kirchenführung ist nun zu Ende. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Hat es Ihnen gefallen? Wenn Sie Lust auf mehr haben, empfehlen wir Ihnen die Hefte

"Fedderwarden, Chronik eines Marschendorfes, Teil 1, 2000 Jahre Siedlungsgeschichte" von Hans-Jürgen Heise

"Fedderwarden, Chronik eines Marschendorfes, Teil 2, 750 Jahre St.-Stephanus-Kirche" von Enno Ehlers.

Diese Literatur wurde auch für diese Audio-Führung benutzt.

Schauen Sie doch auch in unsere Homepage, hier gibt es noch mehr Interessantes zu entdecken:
http://www.ewetel.net/~ev.luth.kirchengem.fedderwarden

Stand der Bearbeitung: 060902, 070319, 070531, 070605, 070808
Pastor Ehlers, Anke Wike, Gerhard Morgenbesser;
01_Geschichte der Kirche und 02_Beschreibung der Kirche:
Hans-Jürgen Heise



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