Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Fedderwarden
Kirchweg 6, 26388 Wilhelmshaven

Rundgang mit dem Smartphone durch die
St.-Stephanus-Kirche

Die Kanzel und links daneben das Epitaph


04_Die Kanzelund links daneben das Epitaph

Wir blicken beim Näherkommen in das Kirchenschiff auf die Kanzel. Sie wurde wegen des Anbaus der "Neuen Kirche" von der Südwand an die Nordwand versetzt. In ihrem Hauptteil stammt die Kanzel wohl aus dem Jahre 1586. Die Jahreszahl 1640, die wir unten im Sockel finden, bezieht sich auf die erste große Neubemalung. Zwischendurch war die Kanzel in brauner Farbe übermalt.
Im mittleren Teil der Kanzel befinden sich die wohl wertvollsten Ölbilder der Kirche: Es sind die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, die mit ihren Symbolen Engel, Löwe, Stier und Adler dargestellt sind. Diese vier Bilder wurden erst 1935 wieder entdeckt und 1979 von einem Restaurator so wieder hergestellt, wie sie ursprünglich ausgesehen haben.
Die Umschrift auf der Kanzel lautet:

"Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkünden, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König. Jesaja 52,7".

Eine solche Botschaft passte natürlich nicht in die Zeit des Nationalsozialismus. Das Wort Zion konnte nun in einer von Ariern besuchten Kirche nicht mehr ertragen werden. Sie wurde zugunsten des Lutherzitates ersetzt: "Lasst die Geister aufeinander platzen...Wo ein Streit und Schlacht ist, da müssen etliche fallen und verwundet werden. Wer aber redlich ficht, wird gekrönt werden. (Luther)." Es ist erstaunlich, wie allein am Schicksal unserer Kanzel Zeitgeschichte deutlich wird. Pastor i.R. Ehlers sorgte dafür, dass die Umschrift auf dem Kanzelkorb und Kanzelaufgang wieder in die ursprüngliche Botschaft verändert wurde, wie sie sich übrigens auch auf den 1987 gegossenen Glocken befindet.
Der Schalldeckel der Kanzel besteht aus dem alten, schlichten Deckel mit einer unvollständigen Umschrift in plattdeutscher Sprache und dem aufgesetzten neueren Schalldeckel, der folgende Inschrift in gotischen Lettern trägt: "Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen. Mk 13/31". Aus dem Markus-Evangelium.

An der Nordwand links neben der Kanzel befindet sich eine mit 6 Putten sehr auffällig gestaltete Gedenktafel (Epitaph). Sie ist dem Magister Gerhard Hoppius gewidmet, der an dieser Kirche von 1630 bis 1668 als erster lutherischer Prediger gewirkt und den Grundstein für die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde gelegt hat. Gerhard Hoppe, so sein nicht latinisierter Name, wurde am 1. Juli 1601 in Esensham als Sohn eines Pastors geboren. Mit dem Stipendium seines Landesherren Graf Anton Günther von Oldenburg studierte er zunächst Theologie in Wittenberg, dem ein weiteres Studium in Rostock folgte und das er 1627 im Alter von 26 Jahren mit dem Magister erfolgreich abschloss. Unmittelbar danach berief ihn Anton Günther als Hofprediger und Lehrer an seine Sommerresidenz in Övelgönne in der Wesermarsch.

Drei Jahre später wurde Hoppius nach Fedderwarden versetzt, wo er 1630 im Alter von 29 Jahren an der St. Stephanus Kirche die herausgehobene und einflussreiche Stelle eines ersten Pastors (Pastor Primarius) antrat. Seine Versetzung nach Fedderwarden erfolgte nicht ohne Grund. Fedderwarden gehörte zu jener Zeit, zusammen mit den Kirchspielen Sengwarden und Accum, zu der damals noch selbständigen Herrlichkeit Kniphausen, die unter der Regentschaft des Häuptlings Tido von In- und Kniphausen nach der Reformation 1530/40 zum evangelisch-reformierten Glauben übergetreten war. In der folgenden, knapp 100- jährigen Epoche reformierter Glaubenszugehörigkeit wurden in der Kirche sämtliche Zeugnisse ihrer katholischen Vergangenheit beseitigt, darunter auch die mittelalterlichen Fresken in den Deckengewölben und an den Wänden.

Als Kniphausen 1623 nach langem Erbstreit an die Grafschaft Oldenburg fiel, wollte Anton Günther auch hier die evangelisch-lutherische Konfession durchsetzen. Für diese Aufgabe in Fedderwarden, dem einwohnerstärksten kniphauser Kirchspiel, schien der junge Magister einer zeitgenössischen Chronik zufolge besonders gut geeignet, weil, „….das sichtbare Streben des Grafen, dem Luthertum hier wenigstens das Uebergewicht zu verschaffen, machte es nothwendig, dass ein junger rüstiger Mann hier angestellt wurde, der mit lebendigem Eifer für seinen Glauben, eine ebenso gründliche Gelehrsamkeit, als reinen tugendhaften Wandel verband.“

Dank seines Bildungsstandes und seiner großen Überzeugungskraft konnte Hoppius schon sehr bald die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen, zumal Henricus Libertinus (Heinrich Frey), sein Vorgänger und letzter reformierter Prediger an dieser Kirche, schon seit geraumer Zeit wegen „Geistesschwäche“ seines Amtes enthoben war. Zeitgleich mit seinem Amtsantritt wurde die evangelisch-lutherische Kirchenordnung in Kraft gesetzt, Seitdem gehört die Kirchengemeinde Fedderwarden zur Oldenburgischen Landeskirche. Graf Anton Günther stattete die Stephanus Kirche mit neuem Inventar aus. So stiftete er der Kirchengemeinde u.a. einen silbernen Abendmahlskelch sowie das an der Spitze mit seiner Grafenkrone versehene, barocke Altarretabel und ebenso die kunstvoll geschnitzte Taufe.

Gerhard Hoppius war insgesamt dreimal verheiratet. Seine Ehefrauen sind jedoch alle noch vor ihm verstorben, ebenso fünf seiner sechs Kinder. Als er selbst nach 38-jähriger Amtszeit am 2. September 1668 im Alter von 67 Jahren verstarb, wurde er im Chorraum der St.- Stephanus-Kirche neben seinen Ehefrauen und Kindern bestattet. Seine Grabplatte aus Sandstein, die heute am Turmaufgang aufgestellt ist, enthält die Inschrift: „Unter diesem Steinj verscharrt und verwahret die Gebeine des M. Gerh. Hoppen, 38jährigen Pastoris dieser Gemeine zu Fedderwarden 1668 den 2. Sept. aet. 67 mens 2“….dann folgen die Namen seiner Ehefrauen und Kinder mit dem Zusatz: „Quiesant in pace.“ Nachdem am 2. Januar 1674 auch sein einzig überlebender Sohn Johannes Balich Hoppius kinderlos gestorben war, wurde Hoppes nicht unerhebliches finanzielles Vermögen von 825 Reichstalern gemäß seines Testaments der Lateinschule in Jever, dem heutigen Mariengymnasium, übertragen. Die „Hoppische Stiftung“, die noch bis 1948 existierte, bedachte bis dahin bedürftige Schüler, aber auch Lehrer und Studenten mit einem Stipendium in Höhe des üblichen Schulgeldes. Zum Gedächtnis an den großherzigen Stifter, ließ die Lateinschule 1755 diese Tafel anbringen. Allerdings lässt die auf der Tafel vorhandene Jahreszahl „Anno 1644“ vermuten, dass diese etwa 24 Jahre vor seinem Tod schon einmal in Gebrauch war. Hoppius hinterließ der Kirchengemeinde ein Protokollbuch, das bis heute handschriftlich fortgeführt wird.

An dieser Stelle sei auf unsere Homepage hingewiesen, hier finden wir viele Bilder dieser Kirche und von diesem Epitaph ein Foto, das von der Kanzel aus aufgenommen wurde.

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