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Methode: Nutzeranforderung

Aus dem Nutzungskontext oder aus den Erfordernissen werden Anforderungen aus Nutzersicht abgeleitet.

Jede Beschreibung im Nutzungskontext oder der Erfordernise, z.B. als User Story, wird dahingehend überprüft, ob explizite oder implizite Anforderungen aus Nutzersicht enthalten sind.

Eine Nutzeranforderung ist eine für einen Nutzer oder eine Nutzergruppe als notwendig identifizierte funktionale oder nicht funktionale Eigenschaft eines Produktes. Eine Nutzeranforderung sollte unabhängig von einer konkreten Implementierung sein. Anforderungen an die Technologie werden als nicht funktionale Systemanforderungen festgehalten. Nutzeranforderungen sollten eine abgeschlossen Funktion beschreiben, prüfbar und möglichst unabhängig von anderen Nutzeranforderungen formuliert sein.
Der Grad der Erfüllung von Nutzeranforderungen ist ein Maß für die Qualität des Produktes. Nutzungsanforderungen zusammen mit anderen Anforderungen, wie z.B. nicht funktionale Systemanforderungen oder Marketinganforderungen, stellen die Gesamtheit der Produktanforderungen dar.

Anwendungskriterien

Die Methode bringt besondere Vorteile, wenn
  1. ein umfangreicher Nutzungskontext erhoben wurde und Nutzungsanforderungen ablegeleitet werden sollen.
  2. die Zurückführbarkeit von Nutzungsanforderungen zum Nutzungskontext gewünscht ist.
  3. die Erfüllung der Nutzeranforderungen nachgewiesen werden muss.
Die Methode kann negative Wirkungen haben, wenn
  1. Nutzeranforderungen nicht nachgeweisen werden müssen.
  2. Ein Nutzungskontext nicht erhoben werden kann.

Voraussetzungen

Aus dem Verständnis für den Nutzungskontext, z.B. aus einem Use Case Modell, und den Erfordernissen wird extrahiert, welche Informationen für die Nutzung vorhanden sein müssen und welche Funktionen der Nutzer ausführen möchte. Bei beiden wird geprüft, ob diese eine Eigenschaft des Produktes ist oder extern bereitgestellt wird. Die Anteile, die vom System erbracht werden, müssen in Nutzeranforderungen beschrieben werden.

Durchführung

  1. Identifiziere in den Szenarien des Nutzungskontextes oder den Erfordernissen die Aufgaben des Nutzers oder der Nutzergruppe. Ist der Nutzungskontext in einem Use Case Modell dargestellt, so kann das hilfreich sein.

  2. Identifiziere die Voraussetzungen für die Aufgabendurchführung.

  3. Dokumentiere die Nutzeranforderungen in Relation zur Nutzungskontextbeschreibung oder zu den Erfordernissen. Die Nutzeranforderung bezieht sich auf eine bestimmte Nutzergruppe oder Persona.

    Tipp: Als Formulierung kann folgendes Schema herangezogen werden:
    Der {Nutzer} soll {Funktion} sehen / ändern / auswählen / aktivieren.
    The {user} shall see / change / select / activate
    {function}.

    Beispiel:
    Der Nutzer soll die Anzahl der erhaltenen Rechnungen sehen.

  4. Ergänze die Nutzeranforderungen um Einheiten und Wertebereiche oder die Formatierung der Werte oder Auswahlmöglichkeiten.

    Tipp: Als Formulierung kann folgendes Schema herangezogen werden:
    Der {Nutzer} soll {Funktion} in {Einheit} im {Format} sehen.
    Der {Nutzer} soll {Funktion} in {Einheit} von {untere Grenze} bis {obere Grenze} im {Format} ändern.
    Der {Nutzer} soll  {Funktion} aus {Auswahlmöglichkeiten} auswählen.
    The {user} shall see {function} in {unit} with {format}.
    The {user} shall change {function} in {unit} from {lower border} to {upper border} with {format}.
    The {user } shall select {function} from {list of possibilities}.

    Beispiel:
    Der Nutzer soll die Beträge der erhaltenen Rechnungen in € mit zwei Stellen nach dem Komma sehen.

  5. Prüfe die Nutzeranforderungen nach dem SMART-Prinzip:
    S pezifisch:  die Nutzeranforderung darf nur eine abgeschlossene Funktion beschreiben
    M essabar:  die Nutzeranforderung muss testbar sein
    A ttraktiv:  die geforderte Funktion muss dem Nutzer einen Mehrwert bringen
    R ealistisch:  die Umsetzung muss technisch und finanziell möglich sein
    T erminiert:  der Test muss zeitlich möglich sein

Beschreibung des Produktes

Nutzeranforderungen können in tabellarischer Form oder in SysML festgehalten werden.

Methode, die dazu passt

  • Kontextinterview
  • Summary Use Case
  • Usergoal Use Case
  • Erfordernisse
  • Persona
  • Use Story

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